Dienstag, 6.Juni


Heute haben
Pierre Corneille * 1606
Alexander Puschkin * 1799
Thomas Mann * 1875
Barbara Pym * 1913
Joyce Carol Oates * 1938
Bernd Schroeder * 1944
Erik Fosnes Hansen * 1965
Geburtstag
___________________________________________

„Dem Problem der Toleranz dürften Sie kaum gewachsen sein, Ingenieur. Prägen Sie sich immerhin ein, daß Toleranz zum Verbrechen wird, wenn sie dem Bösen gilt.“

Thomas Mann aus „Der Zauberberg“
____________________________________________

Eine Entdeckung:

Dorothy Gallagher: „Und was ich dir noch erzählen wollte“
Originaltitel: „Stories I Forgot to Tell You“
Aus dem amerikanischen Englisch von Monika Baark
Aki Verlag € 20,00

In der Vorschau des kleinen, neuen Aki Verlages bin ich auf ein Buch gestoßen, das schon 2021 erschienen ist. Eine wirkliche Entdeckung. Ein Buch über einen großen Verlust, Trauer und die Freunde am Leben. Die einzelnen Kapitel erinnern mich an Erzählungen von Alice Munro und Judith Hermann und haben in ihrer Einfachheit eine unglaubliche Tiefe und Klarheit. Auch eine Abgeklärtheit im Rückblick auf die vergangenen Jahre.
Dorothy Gallagher lebte mit dem Publizisten und Verleger Ben Sonnenberg zusammen. Ihr gemeinsames Leben in New York City war (hauptsächlich in den späteren Jahren) geprägt durch die Erkrankung ihres Mannes an Multipler Sklerose. Durch einen Infekt ist er so geschwächt, dass er im Krankenhaus stirbt. Die Autorin wechselt von der großen Wohnung in ein kleines Atelier und beschwört die alten, gemeinsamen Zeiten hervor und möchte ihrem Mann noch so vieles sagen. Dabei erzählt sie Alltägliches. Über die Tauben auf dem Balkon, ihre Hunde und die Katze Bones, ihre Tomaten, übers Fotografieren und ihr Schreiben auf einer alten Schreibmaschine. Was banal klingen könnte, verwandelt Dorothy Gallagher in ein kleines literarisches, berührendes Kunstwerk.


Foto: Lisa Silvestri

DOROTHY GALLAGHER wurde 1935 als Tochter russisch-jüdischer Emigranten in New York geboren. Die Welt ihrer Kindheit in Washington Heights war bunt und wild: Im Wohnzimmer hing ein Porträt von Lenin, den sie für ihren Großvater hielt. Obwohl ihre Eltern größte Vorbehalte gegen alles Bourgeoise hatten, wurde die kleine Dorothy für Partys bei Macy’s eingekleidet. Behalten durfte sie die Kleider natürlich nicht, nach der Party wurden sie wieder zurückgebracht. Ihr Studium konnte Gallagher nicht beenden, weil sie vom College geschmissen wurde. Eine ganze Weile schrieb sie Artikel über die Welt der Reichen und Schönen, um sich finanziell über Wasser zu halten, ehe sie schließlich Redakteurin beim Magazin Redbook wurde und als Journalistin reüssierte. Später machte sie sich selbstständig, schrieb u.a. für die New York Times und Grand Street. Zu ihren Büchern zählen das Memoir Life Stories, Hannah’s Daughters, ein Bericht über eine matrilineale Familie, und All the Right Enemies, die Biographie des italienisch-amerikanischen Anarchisten Carlo Tresca. 
________________________________________

Heute Abend, Dienstag, 6.Juni, stellen wir ab 19 Uhr wieder vier neue Bücher vor.
Es liest Clemens Grote. Wir beginnen pünktlich. Der Eintritt ist, wie immer frei.