
Heute haben
Sholem Alejchem * 1859
Tom Wolfe * 1931
John Irving * 1942
Geburtstag
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Winfried Hermann Bauer
Traumverloren
Nichts ist geblieben
Kein Alaska
Keine Wüste
Kein Dschungel mehr
Kein Shangri-La
Ohne das Leid der Welt
Ohne Fieber und Gier
Ohne die Irrungen
Im großen Labyrinth
Ist alles
Verpixelt und verwischt
Inmitten der Verlorenen
Gibt es keinen Rückzugsort
Allein
Das BesinnungsLos
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Auf der SWR Bestenliste März auf Platz 2 gelandet.

Birgit Birnbacher: „Wovon wir leben„
Zsolnay Verlag € 24,00
Ein eigenwilliges Buch, das mit einem Badebild auf dem Umschlag aufwartet (wie so viele im Moment) und doch in Kälte und Regen und Schnee beginnt.
Die Hauptperson Julia lebt seit Jahren allein in einem Schwesternheim und arbeit in einem Krankenhaus. Nach einem einzigen, gravierenden Fehler verliert sie diese Stelle und entschließt sich, zurück in ihr Heimatdorf zu gehen. Dies alles geschieht irgendwie emotionslos, gefühlskalt. Julia begreift ihre eigene Situation noch gar nicht. Im Dorf hat sich einiges verändert. Der Vater ist alt geworden, die Mutter hat sich losgelöst und versucht im Süden, am Meer, in der Wärme, einen neuen Start und die Fabrik im Dorf hat geschlossen. Nach der Einsamkeit bei ihrer Arbeit, folgt nun die Tristesse und Enge in der ländlichen „Idylle“. Diese Enge spiegelt sich auch in Julia selbst. Sie hat oft Atemnot, sie ist Asthmatikerin. Poetisch und liebevoll beschreibt Birgit Birnbacher diesen Neuanfang im Alten, das prekäre Leben und die kleinen Hoffnungsschimmer, die sich immer wieder zeigen.
Ein besonderes, ruhiges Buch, das das Hineingeworfensein in unsere Welt beschreibt, wie wir mit neuen Situation umgehen lernen, Trost in kleinen Dingen finden und wohlfühlende, wärmende Momente entdecken.
Zu Recht hat die SWR Jury dem Roman so viele Punkte gegeben.
Auf der Seite des Verlages gibt es diese fünf Fragen an Birgit Birnbacher
Liebe Birgit Birnbacher, Ihr letzter Roman Ich an meiner Seite ist im März 2020, nur wenige Tage vor den ersten Lockdowns wegen der Pandemie erschienen. Was hat sich seither verändert?
Alles ist weniger planbar geworden, was ja auch wieder ein Stück Freiheit bedeuten kann.
In Ihrem neuen Roman Wovon wir leben geht es um sehr existenzielle Themen, eben um das wie und wovon wir leben und in Zukunft leben werden. Wie kann die Autorin Birgit Birnbacher die Soziologin in diesen Fragen unterstützen und umgekehrt?
Wie meine Hauptfigur Julia habe auch ich immer alles zu hundert Prozent gemacht und war mit meinen Berufen sehr verwachsen. In Abgrenzung oder Abgeklärtheit war ich nie gut. Die Soziologie legte dann so eine Kühle über die Verhältnisse, sie ist die sachliche Stimme aus dem Off, die nüchterne Betrachterin einer Welt in Aufruhr.
Wovon wir leben ist – trotz Realismus und Existentialismus – ein sehr poetischer Roman, dessen Rhythmus, dessen Atem man von der ersten Seite an geradezu folgen muss. Sprachliche und emotionale Dichte schaffen eine große Nähe zu Ihren Protagonistinnen und Protagonisten. Wie nähern Sie sich Ihren Figuren?
Ich schreibe über das, was mich bewegt. Bei diesem Buch waren da zuerst die Motive: Atmung und Arbeit. Das ist schon mal okay, der nächste Schritt ist dann ein bisschen schwerer: zu schauen, was berührt mich daran? Warum ist mir das so wichtig? Was tut weh, was hält mich bei der Stange und warum? Ein Text, der aus Sprache gemacht ist, ist mir tausendmal lieber als einer aus Berechnung, aus Thema oder aus Plot. Im Idealfall ergeben die Stimmen der Figuren und das Thema des Textes einen stimmigen Chor, dem ich eigentlich nur noch zuhören muss.
Der Roman ist sehr genau verortet, im Innergebirg in Österreich, der Gegend, in der Sie aufgewachsen sind. Ich würde sagen, ich kenne viele ähnliche Täler, Dörfer. Wie wichtig ist diese Verortung für Sie?
Manchmal muss man die Dinge beim Namen nennen, damit sie richtig stehen. Dieses Buch ist mir sehr nahe, ich musste persönlich werden. Das kann ich nicht irgendwohin verpflanzen. Bestimmte Stellen lassen keine Verrenkungen zu.
Haben Sie ein besonderes Naheverhältnis zu Ziegen?
Jetzt, wo Sie das so sagen, ja. Kein anderes Tier schaut uns an, als wüsste es schon alles. Vor so einer Ziege sind wir alle nur Menschen.
Interview: Bettina Wörgötter
Birgit Birnbacher, geboren 1985, lebt als Schriftstellerin in Salzburg. Ihr Debütroman Wir ohne Wal (2016) wurde mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto Stiftung ausgezeichnet, darüber hinaus erhielt sie zahlreiche Förderpreise und 2019 den Ingeborg-Bachmann-Preis.
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DZOK / Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg Ulm e.V. – KZ-Gedenkstätte

Sonderausstellung „Auftakt des Terrors – Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus“
Eine Ausstellung der Arbeitsgemeinschaft „Gedenksättten an Orten früher Konzentrationslager“
Die bundesweite Gemeinschaftsausstellung wird vom 28. Februar bis zum 17. Dezember im 1. OG der KZ-Gedenkstätte Oberer Kuhberg gezeigt. Sie beleuchtet in elf Themenstationen die Rolle und Funktion der frühen Konzentrationslager im reichsweiten Vergleich. Gezeigt werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich Täterschaft, Haftalltag und unterschiedlicher Verfolgtengruppen. Die Ausstellung eröffnet auch Ausblicke in die Weiterentwicklung des KZ-Systems. Ein eigenes Modul widmet sich dem Erinnern und Gedenken nach 1945.
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt der AG Gedenkstätten an Orten früher Lager. 17 Erinnerungs- und Lernorte haben die Texte für die Ausstellung und pädagogische Angebote gemeinsam erarbeitet sowie viele, bislang noch unbekannte Quellen und Biografien zusammengetragen. Die Ausstellung wird in mehreren Ausfertigungen bundesweit gezeigt.